228 Seiten, Broschur

€ 18.90

ISBN 978-3-902950-017

Bernhard Moshammer

Alles über Mr. Davis

Ein Weltstar auf Abwegen: Bette Davis verbringt Anfang der 1960er Jahre ein Wochenende in Wien und trifft auf den ehemaligen Wehrmachtsoldaten Leopold.

Ein Roman über die unmögliche Liebe zu einem Star und die Kraft, die daraus erwächst.
Zum 25. Todestag der Hollywood-Diva.

Bette Davis lernt Leopold Gassner kennen, sie gehen zum Heurigen und verstehen sich prächtig, es kommt sogar zum Heiratsantrag. Die Liebe klopft an Leopolds Tür, er ist Mr. Davis.

50 Jahre später verspricht der mittlerweile 90jährige einer jungen Frau eine Geschichte. Ihren Wunsch, von seinem Dienst im Zweiten Weltkrieg zu berichten, ignoriert er und beharrt auf der Behauptung, die berüchtigte Hollywood-Legende Bette Davis gekannt, ja geliebt zu haben.

Dies wirft Fragen auf: Reimt sich Leopold das alles zusammen? Ist er verrückt, ein krankhafter Fan oder spricht er die Wahrheit?

Bernhard Moshammers neuer Roman handelt von unerfüllter Liebe, Unschuld in Zeiten der Übersexualisierung und von gestohlener Jugend – intelligente, berührende Erzählkunst. Im Buch finden Sie auch die CD zum Roman Alles Über Jeden – 10 Songs, komponiert, gespielt und gesungen von Bernhard Moshammer.

1964, Außen – Stadtpark – Nachmittag
Bette Davis sitzt neben dem ruhigen Wiener auf der Parkbank. Er scheint in Ordnung zu sein, sie nicht zu kennen und nichts von ihr zu wollen. Sie nimmt ein Päckchen Zigaretten, zieht eine raus, klopft das vordere Ende der Zigarette dagegen und wartet. Ein alter Trick, den sie ganz gern anwendet, um zu testen, wie es um die Manieren eines Mannes bestellt ist. Leopold, kein Mann von Welt, versteht diesen Wink nicht und ignoriert sie.
(Das hat erst einmal einer gewagt – den hat sie später geheiratet. Nun, vom Heiraten hat sie nach vier Versuchen ein für alle Mal genug. Die letzte Scheidung ist vier Jahre her. Wie eine Ratte machte sich die Ehe in einer finalen Lektion endgültig aus dem Staub, ihr Schwanz peitscht immer noch nachts gegen die Haustür. Sie will endlich ihre Ruhe haben, sagt sie, aus keinem anderen Grund verweilt sie ganz inoffiziell in Wien – einer Stadt, von der sie so gut wie nichts weiß, außer dass sie eine der herrlichen Hauptstädte des verdammten Reichs war und vielleicht noch, dass Max Reinhardt hier gearbeitet hat; Max Steiner, der Mann, der den Filmscore erfunden und zu vierzehn ihrer Filme die Musik komponiert hat, hier geboren wurde; Schubert oder Beethoven hier gelebt haben. Das Übliche. Wo kommt man besser zur Ruhe als in der Fremde, sagte sie sich, nahm sich ein Wochenende von zu Hause frei und ließ sich spontan von ihrer Schwester einen Flug buchen. Tatsache ist aber, und das weiß keiner so gut wie sie selbst, dass die Ruhe ihr größter Feind ist. Alles in ihr drängt immer ins Außen, hinein in die Kampfzone Welt, in die Konfrontation. Wie von nichts anderem ist sie abhängig von der Reaktion anderer auf sie. Die Welt ist nichts, wenn sie nicht an ihrer eigenen Existenz gebrochen wird, selbst wenn diese dabei schlecht wegkommen sollte. Das Entscheidende ist ausschließlich ihre Rolle, diese muss wieder und wieder aufs Neue definiert, geprobt, gespielt und gelebt werden. So etwas wie Glück scheint sie nur in ihrer Arbeit finden zu können – eine unter Künstlern übrigens weit verbreitete narzisstische Eigenschaft, die das Zusammenleben mit ihnen nicht gerade erleichtert, wollen ihre Partner und Liebsten doch daran glauben, dass ihre Liebe und Existenz allein den andern auszufüllen vermögen wie Heliumgas einen Luftballon, der sich aufmacht, den Himmel zu erobern.)
Enttäuscht (oder vielleicht auch bestätigt) atmet sie durch, da fährt ein Zucken durch den Mann neben ihr, als ob er vor etwas Unsichtbarem erschaudert, was sie wiederum ein Stück zur Seite rutschen lässt. Er springt auf, entschuldigt sich und greift in seine Tasche. Dann gibt er ihr Feuer – das heißt, er versucht es, mit dem dritten Streichholz klappt es endlich – und zündet sich selbst auch eine Zigarette an.
»Ich bin etwas langsam«, sagt er und setzt sich wieder.
»Ich danke Ihnen«, erwidert sie. »Sie sind sehr freundlich.«

Ein tröstliches, vielschichtiges Buch.
Markus Köhle, 20er - Die Tiroler Straßenzeitung

Die Recherchen rund um die Filmdiva und die Dokumente seines Onkels verwebt Moshammer zu einer intelligenten Erzählung über unerfüllte, platonische Liebe in Zeiten der Pornografisierung und die Kraft der Illusion.
Claudia Gschweitl, Ex Libris, Ö1

Rezensionen

2014-06-15 - Kurier
Mit Bette Davis am Würstelstand
Barbara Mader über Bernhard Moshammers neuen Roman
http://kurier.at/kultur/literatur/roman-von-bernhard-moshammer-mit-bette-davis-am-wuerstelstand/70.364.372

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