200 Seiten, Klappenbroschur

€ 16.00

ISBN 978-3-85286-188-3

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Mieze Medusa, Cornelia Travnicek (Hg.)

How I Fucked Jamal

Sex goes international goes literature.
Die junge Literaturszene begibt sich in die Horizontale.
Warnung: Kann Spuren von Vögeln enthalten

Wie kann sich die Verständigung zwischen den Laken gestalten ... wenn zwei nicht die gleiche Sprache sprechen ... nicht die gleichen Gesten teilen ... was anderes zum Frühstück essen ... Wie soll das gehen mit dem One-Night-Stand, mit der Liebe, mit dem Sex? Alles easy, multipel-kulti? Oder doch kompliziert?
Ohne Rücksicht auf Intimitätsverluste begeben sich junge Autorinnen und Autoren auf das glatte Eis des globalisierten Beischlafs und versammeln leise wie laute, explizite wie weniger explizite Geschichten vom internationalen Austausch.
Jamal kommt im Buch übrigens nicht vor, er ist das Chiffre für das Fremde in unserem Bett. Jamal kommt aber zu Wort. Denn die AutorInnen sind so vielfältig wie ihre Stories, kommen aus Österreich, der Schweiz, Deutschland oder Slowenien – und sind allesamt „Zugereiste“ im globalen Dorf.

Mit Beiträgen von: Stefan Abermann, Thomas Ballhausen, Malte Borsdorf, Nadja Bucher, Michal Hvorecky, Markus Köhle, Jan Kossdorff, Mieze Medusa, Jan Off, Julya Rabinowich, Christoph Simon, Clemens J. Setz, Nadja Spiegel, Andrea Stift, Cornelia Travnicek, Sara Wipauer, u.a.

Den eigenen Vorurteilen begegnet man meist unvorbereitet und manchmal kann es sein, dass man sie nicht einmal bemerkt. In dem Augenblick, in dem meine flache Hand ihren Platz auf Ismets Brustkorb einnahm, ich die einzelnen Knochen erfühlen konnte, spielten sich in meinem Kopf Bilder aus Hollywoodfilmen ab, von verzweifelten, verschleierten Europäerinnen alleine in einem Wohnzimmer in einem namenlosen Land, von verschleppten Kindern, von allem, was jahrelang auf mich eingeprasselt war. Ich hörte Ülfets dreckiges Lachen in meinem Kopf. „Ein Mensch ist keine Religion, eine Religion ist kein Mensch, ein Mensch ist niemand, bis er dich berührt, ein Mensch ist alles …“ Ich schimpfte mich töricht, denn ein Junge wie Ismet war ungefähr so gläubig als Moslem wie der durchschnittliche österreichische Junge ein gläubiger Christ war. Woran denkt man, wenn man mit einem muslimischen Jungen ins Bett geht, außer an seine Schwester? Sollte ich noch Jungfrau sein, warum interessiert mich das eigentlich genau in diesem Moment, was zum Teufel geht das irgendjemanden an, man ist doch niemanden verpflichtet und, verdammt, bin ich da etwa schon wieder auf ein Vorurteil gestoßen und auf wie viele von hundert Fällen muss ein Vorurteil zutreffen, um es aus dem illegalen Status zu holen und zu einem Faktum zu machen und den Rest zur Ausnahme

Zwei der stärksten Texte stammen von Andrea Stift („Von selbst“) und Julya Rabinowich („Fremdkörper“): Die beiden Autorinnen finden ihre eigene Sprache um über Sex zu schreiben. Eine Sprache, die nicht vulgär oder obszön ist, denn das allein wäre zu wenig, oder zu viel, sie sind vielmehr so knapp an sich selbst dran, dass beim Lesen eine glaubwürdige Nähe entsteht, die niemals aufgesetzt wirkt und der man sich kaum entziehen kann oder will.
(www.literaturhaus.at, 17.August 2010)
Das sind schöne Geschichten über internationale Beziehungen und Grenzverkehre, die die Herausgeberinnen Mieze Medusa und Cornelia Travnicek [in] „How I fucked Jamal“ zusammengetragen haben. Die 17 Geschichten sind in ihrer Unterschiedlichkeit ein echter Gewinn, nicht nur für diejenigen, die das Ausloten von Grenzen schätzen. […] Die Texte sind derart unterschiedlich, dass eine ästhetische Gesamtnote einer unangemessenen Gleichmacherei gleich käme: Literarisch exakt austarierte, poetische Beschreibungen wechseln sich mit eher journalistischen Erzählungen ab.
fiber, Nr. 16
Ich habe die Theorie, dass es sehr leicht ist, schlechten Sex zu beschreiben, aber für guten Sex haben wir kaum Wörter, die glaubwürdig sind, aber nicht zu individuell. Ich glaube, dass es daran scheitert. Das hat mich gereizt an der Anthologie, und auch an den anderen Texten. Was kommen da für Texte?
Doris Mitterbacher (Mieze Medusa) in einem Interview mit FM4
Ohne ins Vulgäre abzudriften (es sei denn, die Geschichte verlangt es) schreiben neben den beiden Herausgeberinnen u.a. Julya Rabinowich, Andrea Stift, Clemens J. Setz oder Thomas Ballhausen über interkulturellen Austausch zwischen den Laken. Andere der noch nicht so bekannten Namen wird man mit Sicherheit – oder hoffentlich – in Zukunft noch öfter über oder unter unveröffentlichten Texten lesen.
bn – bibliotheksnachrichten, 4/2010

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