Aus dem Amerikanischen übersetzt von
Thomas Ballhausen und Verena Bauer.
Mit einem Begleittext von Carl Weissner
Mit einem Nachwort von Thomas Ballhausen und Verena Bauer
360 S., gebunden

€ 20.00

ISBN 978-3-85286-181-4

Als E-Book in allen einschlägigen Stores erhältlich.

Toby Barlow

Scharfe Zähne

Roman • exquisite corpse 4

SIND SIE EIN WERWOLF?
Ein Roman zum Festbeißen und nie wieder loslassen!

Barlows international gefeierter Debütroman ist die »Göttliche Komödie« des 21. Jahrhunderts:
ein bissiges, durch und durch lebendiges Stück Literatur.

In seinem international gefeierten Debütroman Sharp Teeth – Scharfe Zähne zeichnet der Autor Toby Barlow ein düsteres Bild der Stadt Los Angeles und vereint die Coolness von Noir-Krimis mit antiker Mythologie. Er koppelt eine berührend aufrichtige Liebesgeschichte mit dem Porträt einer Stadt, die voller Träume und Alpträume steckt.

Sharp Teeth – Scharfe Zähne ist ein Buch wie keines zuvor: Ganz dem Rhythmus des Hip Hop und den Wurzeln der Beat Poetry verschrieben, erzählt Toby Barlow in seinem beißenden Plot die Geschichte des Hundefängers Anthony, der sich im Los Angeles der Gegenwart in eine mysteriöse Frau verliebt und in einen Machtkampf unvorstellbaren Ausmaßes hineingezogen wird. Rudel von Werwölfen ringen um die Vorherrschaft auf den Straßen und in den verlassenen Gebäuden einer verfallenden Gesellschaft – der heutigen Gesellschaft.

Sharp Teeth – Scharfe Zähne ist mehr als eine mitreißende Horror- und Fantasy-Geschichte. Barlow schließt an die großen Arbeiten von James Ellroy, Allen Ginsberg und William S. Burroughs an, sein dynamischer Roman ist die »Göttliche Komödie« des 21. Jahrhunderts, ein bissiges, durch und durch lebendiges Stück Literatur.

"You're either in the pack or you're out of the pack."
Toby Barlow

Lass uns über diesen Mann dort drüben
am Frühstückstisch singen,
seine gebräunten Hände machen endlose Kreise
über den Stellenanzeigen
»Gesucht« »Gesucht« »Gesucht«
kleine Jobs wenig Geld,
aber man muss ja irgendwo anfangen.
Hier.
L.A.
East L.A.
Eine Viertelmeile von dort,
wo sie an warmen Sommernächten die Mariachis abholen,
zwei Meilen von La Serenada de Garibaldis
wo die pantherschwarzen Autos auf ihren Hinterteilen lauern,
während ihre blonden Frauen drinnen essen,
die blutroten Male
von ihren stillen Lippen wischend.
»Gesucht« »Gesucht« »Gesucht«
Sein Blick kreist über der Zeitung
dann greift er nach dem Telefon
atmet tief, beginnt.

»Nö, danke.«
»Der Job ist schon weg, alles Gute noch.«
»Haben Sie Erfahrung?«
»Hinterlassen Sie eine Nachricht.«
»Vergisses.«
»Sie klingen mexikanisch, ola, Du sein Mexikaner?«
»Rufen Sie Montag nochmal an.«
»Hmmm, davon weiß ich nichts.«
»Nein«
»Nein«
»Nein«

Dann fängt sein Widerhaken etwas. Eine dünne goldene Ader.
Knospen der Hoffnung brechen durch die trockene weiße Erde:
»Ja klar, komm vorbei, wie ist Dein Name?«

Hundefänger.

Sein Vater war kein Mensch, mehr ein schlafender Bulle,
mit Händen wie Vorschlaghämmer und einem weichen Herz.
Einmal brachte er vom Zwinger einen Hund mit
für Anthony.
Kaffetrinkend neben dem Telefon
klingt diese kleine kläffende Hoffnung jetzt immer noch in seinen Ohren,
Anthony lächelt, erinnert sich an die Art,
wie der Welpe zwischen den starken Beinen seines Vaters saß,
als sie da standen, sahen sie wie Götter
auf die kauernde kleine Kreatur herab.
Sie lachten. Der Welpe entspannte sich,
wedelte mit seinem fetten Schwanz.
Sein Vater war nett zu dem Hund, zu den Kindern, zu seiner Frau
bis er eine Woche später auf der Sepulveda
durch die Windschutzscheibe flog. Traf ihn so hart,
dass es egal war, wo er schließlich landete.

Und danach war nichts nett,
es war jeder gegen jeden
und da waren keine Männer mehr,
nur eine Witwe, ein paar Kinder
und ein Hund, der in den Zwinger zurückging,
eine neue Chance, eigentlich chancenlos.
C’est la guerre.
Über seinen Weg nachgrübelnd
fragt sich Anthony nun,
ob der Hund vielleicht
kein schlechtes Omen gewesen war.

»Rudel von dreißig oder vierzig
wandern herum
wie Gauchos in ihren eigenen verdammten Geisterstädten.
Sie kommen von den Hügeln, oben von den Arroyos.
Wir wissen nicht wie viele, die Schätzungen variieren,
aber jedes Mal, wenn sie kommen,
gehen ein paar Haushunde mit ihnen mit.
Wann immer sich Pudel und Koyoten mischen,
wird’s interessant.«
Calley ist so weiß, er ist rot. Gebleichte Züge, eingesalzen und
verbrannt.
Er zeigt Anthony, wie man sie anpackt, wie man die Schlingen zieht, die Drähte umlegt.
Sie sitzen beim Schießstand. »Du schießt mit Betäubern,
aber du kannst genauso gut mit Scharfen üben.« Calley zeigt
Bissspuren an seinen Händen, Beinen und Armen.
Sein Atem beißt auch: Kaffee, Zigaretten und einfach ranzig.
»Ich werde für eine Zeitlang dein Partner sein, aber bei all den
Kürzungen, die sie machen, müssen wir alleine fahren.«
»Was passiert, wenn ich auf ein Rudel treffe?«
»Triff ein Rudel, greif zum Funk.« Calley macht eine Pause,
zieht an der Kippe, das Rot in seinen Augen ganz ähnlich
dem Spinnennetz geplatzter Gefäße überall in seinem Gesicht,
es ist ein vernebeltes, milchiges, blutunterlaufenes Starren,
aber es gibt da immer noch ein mieses Leuchten.
Er räuspert sich. »Magst Du Hunde?«
»Ja, klar.«
»Hmmm.« Er nickt. »Das gibt sich.«
Das »Animal Control«-Logo erstaunt Anthony.
Tiere haben keine Kontrolle, sie laufen, sie ficken, sie essen,
sie töten um zu ficken, sie töten um zu essen
und sie schlafen in der Mittagssonne.
Anthony hat keine Angst vor den Hunden,
er hat keine Angst vor der Arbeit,
er hasst einfach die anderen Typen.
Er sitzt abseits, versucht sauber zu bleiben.
Vielleicht wird er mit der Zeit wie sie,
voller Schmutz und Bitterkeit.
»Aber, Allmächtiger«, denkt er,
»Ich hoffe doch nicht.«

"Romeo and Juliet, werewolf-style." — Wall Street Journal

"Der Leser kann sich neben Identitätsfragen zwischen Bestie und Mensch auch noch an der Genderproblematik und Mann und Frau in westlichen Niedergangsgesellschaften sattlesen, während kräftig in der Blutsuppe gerührt wird. Toby Barlow hat nicht nur einen guten Horrorroman geschrieben. Scharfe Zähne ist auch so etwas wie eine dunkle Ideengeschichte der Populärkultur des 21. Jahrhunderts. Schlechte Nachricht für Traditionalisten: Werwölfe sind heutzutage gegen Sonnenlicht immun. Wir sind schließlich in Kalifornien."
— Christian Schachinger, DER STANDARD

"Tremendous ... As ambitious as any literary novel, because underneath all that fur, it’s about identity, community, love, death, and all the things we want our books to be about." — Nick Hornby, The Believer

Top