394 Seiten, Broschur

€ 16.00

ISBN 978-3-85286-237-8

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Nadja Bucher

Die wilde Gärtnerin

Action im Gartenidyll! Kompost versus Komplott. Helen sucht ihr Heil im Garten, Berta will die Weltwirtschaft vom Übel befreien. In diesem top-aktuellen Roman prallen zwei moderne Weltbilder aufeinander, plus eine Wiener Familiengeschichte. Hände hoch, Geld oder Umwelt? Lachen erlaubt, Grübeln auch.

Helen Cerny lebt zurückgezogen in ihrem Stadthaus und widmet ihr Leben dem liebevoll angelegten Garten und ihrer Komposttoilette. Das aktuelle Weltgeschehen interessiert sie nicht mehr, bis – ihr gegenüber eine neue Nachbarin einzieht. Berta ist das genaue Gegenteil von Helen, sie will die Welt durch Taten und Aktionen verändern.
Bald dringen irritierende Schlagzeilen ins Gartenidyll, ein Waffenlobbyist erleidet einen Jagdunfall, Pensionsvorsorgefonds werden gehackt, die Aufregung nimmt schier kein Ende. Der ganz große Knall kommt, als Helens Freundin Toni zu einem alternativen Sommerfestival im Garten einlädt ...
Parallel zum Geschehen in der Gegenwart erzählt Nadja Bucher Helens Familiengeschichte. Eine Generation folgt der nächsten und trägt doch immer schwere Rucksäcke mit den Altlasten der vorigen mit sich. Einmal mehr bewahrheitet sich die ewige Gewissheit: Alles ist anders, als man denkt.

Alles ist anders, als man denkt.
Alles, was ist, kommt irgendwoher.

1930
Magda Wegmayer arbeitete als Eisverkäuferin in einer Café-Konditorei in der Mariahilfer Straße. Die ersten sonnigen Frühlingstage ließen einen Menschenstrom an Magdas Eisstand vorbeipatroullieren, doch Magdas Augen stierten gelangweilt geradeaus.
»Eine Tüte mit Erdbeer, Vanille, Schoko.« Ein junger Mann war aus den flanierenden Spaziergängern ausgebrochen und vor Magda zu stehen gekommen. Dunkle Knopfaugen, bartloses, unbehelligtes Gesicht, schwarze Haare mit Pomade nach hinten gekämmt. Eine freiheitsliebende Strähne hatte sich, wie ihr Träger aus der Menschenmenge, aus der Haarmasse gelöst und hing in die Stirn. Mit einer erprobten, aber wenig erfolgversprechenden Handbewegung bugsierte er die Strähne nach hinten, lüftete dazu kurz seinen Hut. Magda überreichte ihm die Eistüte.
»Macht vierzig Groschen«, sagte sie.
Der Mann holte Münzen aus der Tasche seiner Bundfaltenhose, legte sie in Magdas Hand. Mit der freien Hand hob er seinen Borsalino zur Verabschiedung, die Haarsträhne fiel wieder nach vorn. 10 Groschen Trinkgeld.
»Hawidere«, dachte Magda.
Am nächsten Nachmittag zog der Menschenschwarm um nichts schwächer durch die Einkaufsstraße. Straßenbahnen klingelten alarmierend, weil immer wieder unachtsame Frühlingssonnenhungrige auf die Gleise liefen. Der junge Mann in bundfaltiger Anzughose mit weißem Hemd, Hut und Sakko blieb erneut vor Magdas Eisstand stehen.
»Schoko, Erdbeer, Vanille, bitte«, variierte er seine Bestellung nur marginal. Auch Trinkgeld und Verabschiedungsritual behielt er bei.
»Vanille, Erdbeer, Schoko.« Selbst am dritten Tag verlangte es den jungen Mann nicht nach Abwechslung.
»Die Spezialität des Hauses ist das Marilleneis«, heuchelte Magda Geschäftssinn. Es war ihr völlig gleichgültig, welche Eissorten sie verkaufte. Sie wollte den Eiskäufer zum Reden bringen.
»Wenn S’ eines wollen, lad ich Sie gern dazu ein.«
»Danke, ich mag kein Eis. Is mir zu kalt.«
»Dann ein Kaffee?«
»Lieber – nein, gern.«
Der Eiskäufer lächelte. »Wann haben S’ denn frei?«
»Um fünf.«
Jetzt verschwand seine Heiterkeit, stattdessen verzog er den Mund. »Das is schad, da bin ich schon wieder im G’schäft.«
»Na, kann ma nix machen.«
»Vielleicht ein anderes Mal?«
»Ja, vielleicht.«
Das war ihr erster Wortwechsel, auf den Bezahlung, Trinkgeld, Hut lüften, Haarsträhne in die Stirn und des jungen Mannes Abgang erfolgten.
Am nächsten Tag stand er wieder vor dem Eisstand. Er gab keine Bestellung ab. Er stand nur da, seine schwarzen Knopfaugen sahen müde aus. Er unterließ es, seine Strähne aus der Stirn zu streichen. Magda lächelte.
»Geht’s Ihnen nicht gut?«, fragte der junge Mann, weil ihn ihr verklärter Blick irritierte.
Sie betrachtete in der Mitte seines fein säuberlich rasierten Kinns ein Grübchen. »Mir geht’s bestens«, hielt Magda sich zurück, in die Versenkung dieses Grübchens zu tauchen. »Aber Sie schauen mitgenommen aus, wenn ich das so sagen darf.«
»Dürfen Sie. Gestern is spät worden.«
Ein Hallodri, dachte Magda. Doch diese Bezeichnung wollte so gar nicht zu diesem weichen Gesicht passen.
»Wir haben eine Hochzeit in der Wirtschaft g’habt, das is immer viel Arbeit. Bis um fünf in da Früh war ich angehängt.« Magda behielt ihren begriffsstutzigen Blick bei. »Ich bin Kellner im Wirtshaus zum Lerchenfeld. Übrigens, Franz Cerny mein Name.« Er lüftete den Hut und streckte ihr seine Hand entgegen.
Eine äußerst gepflegte Hand für einen Kellner, dachte Magda. »Wegmayer«, erwiderte sie.
»Fräulein Wegmayer«, setzte er an, »morgen is mein freier Tag, wollen S’ mit mir spazieren gehen?«

(...) originell geschrieben und vor allem durch die Familiengeschichte lesenswert.
Nikola Laudien, ekz Bibliotheksservice

Nadja Bucher ist mit "Die wilde Gärtnerin" ein unterhaltsamer, intelligenter Roman gelungen. (...) Mitreißend geschrieben und mit einer großen Portion Humor garniert.
20er - Die Tiroler Straßenzeitung

Rezensionen

2013-12-11 - brutstatt.de
Sind wir nicht alle nur Kot?
Über Nadja Buchers "Die wilde Gärtnerin"
http://brutstatt.de/2013/12/11/die-wilde-gaertnerin-sind-wir-nicht-alle-nur-kot/#more-8134

2013-09-25 - diestandard.at
Kunst der nachhaltigen Ausscheidung
Tanja Paar über Nadja Buchers "Die wilde Gärtnerin"
http://diestandard.at/1379291874037/Die-wilde-Gaertnerin

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