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Buchreihen
208 Seiten, Broschur
€ 17.90
ISBN 978-3-902950-147
Dominika Meindl, Klaus Buttinger, René Monet
Original Linzer Worte
Die prunkvollsten Texte der Lesebühne
Die besten Texte aus fünf Jahren Linzer Lesebühne.
Was Hitler und Eva Braun sich zum Frühstück zu sagen haben.
Die Kunstgeschichte des Verbrechens.
Liebe, Tod und all der andere Mumpitz eben.
Die „Original Linzer Worte“ sind die welterste Lesebühne von Linz, ein Satirekombinat aus dem Industrieidyll. Vom Härtegrad her irgendwo zwischen Linzer Torte und LD-Stahl. Nachhaltiger als die Kulturhauptstadt und dreimillionenmal billiger.
Das Personal: Buttinger, Monet und Meindl.
Die hier versammelten Texte sind der Rahm auf dem großen Milchsee, den die drei Autoren bisher aus sich herausgemolken haben.
Monet sperrt böse Leute in den Keller und bohrt Zahnärzten Löcher in den Schneidezahn, Buttinger erklärt generell die Welt und der Welt den Krieg und Meindl kann nur Autobiografie, weswegen sie sich immerzu absichtlich in die dümmstmöglichen Verstrickungen stürzen muss.
Die Texte beinhalten Metaphern mit verbesserter Rezeptur, 93 % aller bekannten Stilfiguren, sämtliche Buchstaben des Alphabets und unsere drei liebsten Gattungsarten (Drama, Lyrik, Prosa).
Zusätzlich bieten exklusive Tagebucheinträge intimste Blicke hinter die Kulissen der OLW (Betriebsausflüge in die Besamungsstation, misslungene Auftritte in brennenden Altersheimen, Urlaub auf Kreisverkehrsinseln).
Was, wenn Sartre und de Beauvoir einander gemailt hätten?
Dominika M. und Klaus B.
Lieber Jean-Paul,
wann kommst du denn heute nach Hause? Ich hab grad Fleck-erlspeis gemacht. Der Kakadu hat wieder Durchfall, bring Sägespäne vom Supermarkt mit.
Bussi,
Simone
*
Meine teure Freundin!
Fühle mich im Moment ein wenig derangiert, was mit meinen Depressionen zusammenhängen dürfte oder mit der Mordsdosis Meskalin, die mir der liebe Doktor Debut zu Mittag verabreicht hat. Meskalin hat by the way – wie der Existenzialist sagt – stopfende Wirkung. Soll ich dem scheiß Vogel davon geben? Ach, wie zieht mich das alles hinunter …
Es umarmt Sie mau und matt, aber ganz der Ihre
Jean-Paul
*
Jean-Paul, du Tschopperl,
so geht das nicht weiter! Ich koche mir täglich die Seele aus dem Leib – da kannst du noch so viel Leib-Seele-Dualismus predigen –, und was ist der Dank?
Tagelang hockst du im Turmstübchen und schreibst über die absolute Freiheit des Individuums, während dich die Winde plagen. Das ist doch kein Leben.
Zuhause wartet eine Frau auf dich, deren Herz vor Liebe bullert wie ein alter Bleiofen!
Simontschi
*
Liebes Buller-buller-Baby!
Ich sitze so gerne hier oben. Es erinnert mich an meine Kriegserlebnisse. Hab ich Ihnen eigentlich schon von dem deutschen Offizier erzählt, der mir damals im Stalag XII immer »Scheinasylant« nachrief … oder war es »Scheißasylant«? Hach, mein armes Gedächtnis … Gut jedenfalls, dass diese Zeiten ein für alle Mal vorbei sind und die Kritik der dialektischen Vernunft greift.
Aufgrund meiner stockenden Verdauung ersuche ich Sie, Madame, um Ernährungs- und Geschlechtsverkehrsaufschub bis nächste Woche.
In Liebe, Ihr JP
*
Jean-Paul,
mon dieu! Das halt ich nicht mehr länger aus! Herrgott, ich bin ja nicht aus Beton!
Ich glaub, ich muss mir bald jemand anderen suchen. Vielleicht einen Polen? Den nenne ich dann Johannes-Paul … den Zweiten.
Deine Mutter hat übrigens angerufen. Du sollst ihr ein Fabergé-Ei mitbringen, wenn du nächste Woche nach Moskau zum Komsomolzenkongress fährst.
LG Simone
*
Simone,
zum Himmelherrgott, den es nicht gibt, noch einmal! Lass Sie mich doch bitte in Ruhe mit meiner Mutter. Sie ist die absolute Ausnahme meiner Theorie, dass der Mensch nur zufällig den Planeten bewohnt. Sie existiert, damit sie mir die Hölle – die es auch nicht gibt – auf Erden macht. Sie möge sich ihr Fabergé-Dings dorthin stecken, wo der Kaiser mit weichem Papier zugange ist.
Bleiben Sie mir trotz meiner Aufregung gewogen,
Ihr JP
*
Jean-Paul!
So! spricht! man! sicher! nicht! über! seine! Mutter! Über jene Instanz, die dich in die Welt geworfen hat! Die Hölle, das sind die anderen, aber sicher nicht deine Maman!
Wir finden beide, dass du dich in letzter Zeit etwas gehen lässt.
Und überhaupt ist es schon hoch an der Zeit, ans Heiraten zu denken, sagt sie. Sie hat recht. Wir sollten uns auch so ein kleines Häuschen am Stadtrand kaufen.
Schnurr, Simone
*
Madame!
Ich habe mir nicht in unzähligen Nächten, bei unzähligen Gläsern und Myriaden Zigaretten den Existenzialismus aus den Rippen geleiert, nur damit Sie mir sagen, ich solle eine Vorstadt-Exis-tenz aufbauen. Mon dieu! Non!
*
Monsieur,
jetzt hör mir mal zu! Seine Mutter Gegenstände in den Hintern stopfen heißen – spricht so ein Nobelpreisträger?! Weit ist es mit dir gekommen!
Mir reicht’s. Ich werde das Angebot des Fleischermeisters annehmen. Er kann mir geben, was du mir verweigerst.
Adieu!
*
Mir doch wurscht!
Gruß, Sartre
Linz ist der Arsch der Welt.
Der Spiegel