3. AUFLAGE
200 Seiten, Broschur

€ 17.90

ISBN 978-3-90295-075-8

vergriffen

Als E-Book in allen einschlägigen Stores erhältlich.

Elias Hirschl

Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt

Roman

Wen würden Sie besuchen, wenn Sie eine Zeitreise gebucht hätten; Jesus, Shakespeare oder Thomas Bernhard? In Elias Hirschls neuem Roman wird das Wunder wahr, und was passiert? Der neue Volkssport wird das Töten von Hitler. Und auch sonst passiert einiges in diesem Bravourstück an Fantasie, das Sie zigfach überraschen wird.

Als in einem riesigen Red-Bull-Sport-Event die Weltformel errechnet wird, stürzt die Welt in totale Unlogik. Sämtliche Thesen des Philosophen Johannes Getting stellen sich als wahr heraus, die Terrorgruppe IRF (Ironisch Revolutionäre Fraktion) verwüstet auf möglichst kreative Weise die Wiener Innenstadt, Germanistik wird plötzlich zu einem prestigeträchtigem Studium und wildgewordene Zeitreisetouristen stürmen in Massen nach Braunau, um Adolf Hitler zu töten.
Überhaupt werden Zeitreisen zum neuen Volkssport: Die einen wollen Jesus besuchen, die anderen Shakespeare (haben die beiden überhaupt gelebt? Elias Hirschl gibt darauf geniale Antworten). Und während die Welt schön langsam im Chaos versinkt, versucht Sandra Virtanen ruhig zu bleiben und ihre Bachelorarbeit über Thomas Bernhard zu vollenden. Ebenfalls unter Zuhilfenahme von Zeitmaschinen – der österreichischen Methode der Geschichtsaufarbeitung.

Einige Monate später lag Klara in ihrem kleinen Bett im Gasthof zum Pommer, in das sie es noch gerade rechtzeitig geschafft hatte, und hielt endlich ihren kleinen Jungen in den Armen. Die Geburt war unkompliziert verlaufen, und die Hebamme hatte zu Klara gesagt, dass sie selten ein so hübsches Baby zu Gesicht bekommen hätte. Der Kleine schrie noch etwas, doch er wirkte gesund und wohlauf. Ein kräftiges kleines Bürschchen ist das, dachte sie. Klara vergaß für einen Moment sämtliche Qualen der vergangenen Jahre. Gott hatte ihrer Liebe eine schwere Prüfung auferlegt – doch diese Prüfung war nun zu Ende. Klara und Alois hatten sie gemeinsam bestanden. Ihre Liebe hatte alles überdauert, jede Hürde überwunden und jedem Schicksalsschlag getrotzt. Sie war größer als alles andere. Eine Liebe so stark wie Stahl. Schade nur, dass Alois wegen seiner Arbeit nicht hier sein konnte, um diesen schönsten aller Momente mit ihnen zu teilen. Doch wer war Klara schon, sich in einem solchen Moment des Glücks über derartige Kleinigkeiten zu beklagen?
Ihr Sohn war gesund und würde bald schon zu einem starken Mann heranwachsen. Er würde jemand von Bedeutung werden, das konnte sie fühlen. Was waren all die Strapazen ihres bisherigen Lebens im Austausch für all das Glück, dass ihnen dieser kleine Mensch in ihren Armen bringen würde? Ein wärmendes Gefühl der Hoffnung breitete sich in Klara aus, als sie dem kleinen Kind sachte die braunen Haare aus der weichen Stirn strich. Dabei musste sie lächeln. Sie hatte sich wieder mit der Welt ausgesöhnt. Von nun an würde alles gut werden. Sie spürte es. Denn dieses Kind war das Geschenk Gottes, der ihre Liebe zu Alois endlich akzeptiert hatte und ihnen durch den Körper des Babys wieder Licht in ihre düstere Welt schickte.
Klara war sich sicher, dass das Schicksal sich nun zum Besseren gekehrt hatte, und sie und ihren kleinen Jungen mit warmem Herzen und offenen Armen empfangen würde. Sie hatte in den vergangenen Jahren so viel Elend durchlebt, dass es für zehn Leben reichte. Und Gott würfelte nicht. Gott war gerecht. Er würde ihr das Glück zugestehen, dass sie sich tapfer erkämpft hatte. Er würde dafür Sorge tragen, dass sie nun ein zufriedenes Leben führen würde und seine schützende Hand auf alle Zeit über sie und ihren Sohn halten, sodass ihr nichts Schlechtes wiederfahren konnte auf immerdar, bis sie als alte Frau in Ruhe an ihrem Sterbebett einschlafen würde, mit ihrer Hand in der wärmenden, starken Hand ihres Sohnes, und ihren Gedanken bei ihren Kindern, die bereits im Himmel auf sie warten würden.
„Klara Hitler?“, fragte ein junger Mann mit einem Stahlrohr in der Hand, der plötzlich im Türrahmen stand.
„Ja?“, sagte Klara zögernd.
„Hab ich dich endlich gefunden, du miese Nazischlampe!“, schrie der Mann, stürmte an Klaras Bett und schlug ihr das Rohr mit solcher Wucht gegen die linke Schulter, dass Klara vor Schreck und Schmerz ihr Kind zu Boden fallen ließ.
„Wo ist dein scheiß Nazimann, Nazischlampe?“, schrie der Mann sie an. „Ist er in der Arbeit, ein paar Juden vergasen, hä?“ Er bückte sich und hob Klaras Kind an einem Bein vom verdreckten Holzboden auf. „Da haben wir ihn ja, den Nazibastard!“
Als Klara sich schreiend zu ihrem Kind streckte, warf der Mann es an die Wand und stieß Klara das Rohr der Längsseite nach gegen die Brust. Klara schrie, wie sie seit der Geburt ihres vierten Kindes vor fünf Minuten nicht mehr geschrien hatte.
Unterdessen benutzte der Mann das Rohr dazu, um auf das Baby einzuschlagen. „Das hast du davon!“, schrie er und holte erneut aus, während Klara hinter ihm wiederholt das Wort „Nein!“ brüllte.
„Das ist für die kleine Anne Frank!“, rief der Mann. „Und das für den Jungen im gestreiften Pyjama! Jetzt ist dein Reich plötzlich nicht mehr so tausendjährig, oder?“
Klara hatte sich trotz ihrer Schmerzen aus dem Bett gewunden und warf sich dem Mann von hinten um den Hals. Es bereitete ihm nicht viel Mühe, sie abzuschütteln und mit einem gut platzierten Schlag gegen ihren Kehlkopf in die Knie zu zwingen. Klara fiel vornüber und ihr Gesicht landete hart auf dem groben Holz. Ihr Mund schmeckte Eisen, als das zu Boden geronnene Blut des Kindes ihre Lippen benetzte. Klaras Kehle entkamen nun keine Worte mehr, sondern nur noch ein schwaches Stimmrinnsal der Verzweiflung, das immer weniger wurde und schließlich mit dem letzten Wimmern des Babys erstarb, als der Mann mit seinem letzten Schlag den Kopf des Kindes traf.
Mit leblosen Augen starrte die Mutter ihr Kind an und war außerstande, ihren Kopf von dem roten schleimigen Loch abzuwenden, das nun an der Stelle klaffte, wo noch vor wenigen Sekunden das Gesicht ihres Sohnes gewesen war. Der Mann mit dem Stahlrohr führte unterdessen einen Siegestanz auf, den er zuhause extra drei Stunden lang vor dem Spiegel geübt hatte, und der hipper Moves allemal nicht entbehrte, während er das tote Baby wiederholt fragte, wer denn jetzt der Führer sei, gefolgt von der Aussage, dass der Mann, der das Baby getötet habe, jetzt der Führer sei und nicht mehr das Baby, da es ja nun tot sei.

Ich empfehle ausdrücklich, MFHAHGUAWSMMHIDLT nicht am Stück zu lesen,
weil einem der ganze supersmarte Gag-Overkill sonst einfach zu viel wird.
Wohlportioniert (dann hat man auch länger was davon) ist es aber ein großer Spaß, sowohl für Genre- als auch Nicht-GenreleserInnen.

Ansichtssache Josefson, derstandard.at

Nach Hirschls Debütroman „Der einzige Dorfbewohner mit Telefonanschluss“ überzeugt der Wiener auch mit dieser Geschichtsgroteske. Erzählerisch wechselt er – ohne jemals mühsam konstruiert zu wirken – zwischen Zeiten und Erzählebenen. Hinter dem Splattergesicht verbirgt sich Hirschl-like nicht nur viel Philosophisches. Hirschl spielt auch in vielen Variationen durch, was passiert wäre, wenn sich alles anders abgespielt hätte. Wenn Hitler nicht zur Welt gekommen wäre und Thomas Bernhard die Vergangenheit mit der Optimistenfeder aufgearbeitet hätte. Geschichtsbetrachtung einmal anders: schräg, aber ohne Wenn und Aber gelungen und unterhaltsam allemal.
Brigitte Warenski, Tiroler Tageszeitung

Elias Hirschl pflegt einen wissenschaftlich distanzierten Stil.
So hält man seine schönen, lustigen, schrecklichen Fantasien besser aus; und es wird dadurch besonders reizvoll, wenn zwischen Mauß’scher Lockenkurve und der Kommensurabilisierung der Struktur der Analysis plötzlich steht,
ass die nun arbeitslos und obdachlos gewordenen Mathematiker auf der Straße Zigaretten schnorren und die Germanistikstudenten bespucken.

Peter Pisa, Kurier

Neben der Groteske findet Hirschl auch in seinem satirischen Roman aber auch Platz für Ernstes.
Stefanie Krejci, profil

Die 20 Seiten, auf denen Elias Hirschl schildert, wie die gegeneinander antretenden Naturwissenschaftler bejubelt und kurz darauf wie Reality-Show-Teilnehmer fallengelassen werden, gehören zum Witzigsten und Besten, was der österreichischen Literatur in den letzten Jahren passiert ist.
Falter, Sebastian Fasthuber

Dieses Buch rockt ordentlich, beim Lesen kommt hier definitiv keine Langweile auf!
Claudia Zawadil, www.city-flyer.at

Rezensionen

2016-07-09 - profil.at
Selfie mit Hitler
Abgründige Sci-Fi-Parodie: Elias Hirschls neuer Roman.
http://www.profil.at/shortlist/kultur/selfie-hitler-elias-hirschl-roman-6954395

2016-07-05 - city-flyer.at
Claudia Zawadil über Hirschls Roman
http://www.city-flyer.at/pages/buecher/article.asp?text=21012

2016-06-28 - Falter
Mateschitz’ Mathematik-Wettkämpfe
https://cms.falter.at/falter/rezensionen/buecher/?issue_id=635&item_id=9783902950758

2016-05-07 - kurier.at
Die Weltformel sorgt auch für bessere Mundhygiene
Fantastisches Debüt von Elias Hirschl mit langem Titel: "Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt"
http://kurier.at/kultur/die-weltformel-sorgt-auch-fuer-bessere-mundhygiene/197.588.527

2016-05-03 - Tiroler Tageszeitung
Die Hitler-Zombie-Show
Das Töten von Hitler wird in Elias Hirschls Geschichtsgroteske zum Volkssport.
http://www.tt.com/kultur/literatur/11442020-91/die-hitler-zombie-show.csp

2016-03-26 - derstandard.at
Rundschau: Die Triffids marschieren wieder
http://derstandard.at/2000032080583/Rundschau-Die-Triffids-marschieren-wieder?_slide=2

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