3. AUFLAGE
242 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag, Leseband

€ 23.00

ISBN 978-3-903184-77-0

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Jan Kossdorff

Horak am Ende der Welt

Es ist der Sommer 2018. Jakob Horak, Mittvierziger, Romanautor, ist mit seiner Freundin auf Lesetour durchs österreichische Hinterland. Letzter Stopp: Heidenholz, Waldviertel. Hier hat er die Sommer seiner Jugend verbracht.
Als er schlechte Nachrichten von seinem Verlag erhält, hat die Landidylle aber schnell ein Ende. Horak begibt sich mit seinem Jugendfahrrad auf Wanderschaft – und überraschende Begegnungen leiten einen neuen Lebensabschnitt ein.

Es ist der Sommer 2018. Jakob Horak, Mittvierziger, Romanautor, ist mit seiner Freundin auf Lesetour durchs österreichische Hinterland. Letzter Stopp: Heidenholz, Waldviertel.
Hier hat er die Sommer seiner Jugend verbracht. Er stößt auf verschüttete Erinnerungen, Kumpel von früher, das alte Haus seiner Großeltern. Eine schmerzliche Absage seines Verlags führt zum Streit mit Freundin Maja, und Horak steigt auf sein Jugendfahrrad.
Seine ziellose Fahrt führt ihn hinein ins Grenzland zwischen Österreich und Tschechien: Horak hilft dem schrulligen Psychotherapeuten Svoboda bei der Räumung des Hauses seiner verstorbenen Mutter und wird mit Bierjause und Gratistherapie entlohnt. Er hat eine Begegnung mit dem Geist der vergangenen Sommer, trifft im Hanfdorf auf seine erste Liebe Marianne und landet bei einer Großcousine und den Bewahrern des Traumes von einem geeinten Europa.

Horak lernt Geschichte und auch etwas fürs Leben: Ehrlich zu sich selbst zu sein ist vielleicht unbequemer, als sich alles nach Lust und Laune zurechtzuerfinden, aber es eröffnet auch unerwartete Möglichkeiten.

„Wissen Sie, die Leute in Tschechien haben gesagt, wenn die Grenze offen ist, reise ich überall hin und esse Ananas. Sie sind nirgendwo hingefahren. Und keiner hat Ananas gegessen.“

Ich erwachte im Bett mit Maja. Ihre Füße lagen neben meinem Kopf, sie hatte sich also in der Nacht umgedreht, was vermutlich bedeutete, ich hatte geschnarcht.
Jemand klopfte an die Tür. Ich band mir meine Bettdecke um die Mitte, wankte durch das verdunkelte Zimmer und öffnete.
Karin stand draußen und fragte, ob sie mich auch nicht geweckt hätte. Ich sagte, ich sei schon munter gewesen, aber meiner Hose noch nicht begegnet. Warum sah sie so frisch aus? Sie war eigentlich hübsch, hätte sie nicht den schrecklichen unsymmetrischen Kurzhaarschnitt mit der roten Tönung gehabt. Landfriseure waren Verbrecher.
»Was gibt es denn?«, fragte ich.
»Möchtest du das Haus deiner Großeltern sehen?«
Seit gestern gegen ein Uhr dreißig sagten wir Du zueinander.
»Jetzt gleich?«
»Der Vermieter hätte gerade Zeit, er muss später nach Wien. Es ist ja jetzt ein Ferienhaus und es ist frei. Ich glaube, er will es dir umsonst geben.«
Ich sah ins Zimmer hinein, wie es um Maja stand: Sie schlief immer noch, auf dem Bauch liegend, das Kissen über ihrem Kopf.
»Ich bin in zehn Minuten unten«, sagte ich.
Ich nahm ein Kopfwehmittel, trank einen halben Liter Wasser aus der Flasche, putzte mir die Zähne und schlüpfte in mein Tennisdress. Ich hatte es gekauft, weil Maja und ich beschlossen hatten, sportlich zu werden, wozu es während unserer Reise aber noch nicht gekommen war. Als ich unten in meinen kurzen weißen Shorts und dem weißen Poloshirt erschien, sah mich Karin an, hob interessiert eine Augenbraue und sagte: »Hübsche Wadeln …«
Bevor ich erklären konnte, dass ich nur eine beschränkte Sommergarderobe dabeihatte, ging sie schon los und erzählte mir von dem Haus: »Als es deine Großeltern verkauft haben, wurde es nur noch für ein paar Wochen im Sommer genutzt. Der jetzige Besitzer hat es dann renoviert und als Ferienhaus adaptiert. Es steht ziemlich gut da!«
Wir kamen am Gasthaus vorbei. Der Schanigarten war offen, Gäste frühstückten in der Sonne. Ich erkannte ein paar Gesichter vom Abend davor und grüßte.
»Die freuen sich, dich zu sehen«, sagte Karin, »du bist gut angekommen gestern.«
»Na ja, sie rechnen mit einem Sonderling, weil ihnen Schreiben als Beruf sonderlich vorkommt, und dann kriegen sie einen ganz normalen Kerl.«
»Es ist ja auch ein ungewöhnlicher Beruf, wie viele können denn vom Schreiben leben …«
»Die meisten Schriftsteller leben dafür, nicht davon.«
Karin lächelte und sagte: »Das hast du bestimmt schon oft gesagt.«
Ich zwinkerte ihr zu, dann sah ich das Haus am Ende der Straße, bevor der Wald begann.
»Da ist es. Da ist es wirklich!«
»Ich sage ja, eine zu früh abgebogen.«
Wir folgten der Straße – jene, die tatsächlich Richtung Grenze führte – bis zum Haus meiner Großeltern. Es sah von außen nahezu unverändert aus, nur schöner, neu hellgrün gestrichen, der Garten gepflegt. Ich öffnete die kleine Tür im Holzzaun und betrat den Vorgarten. Über der aufgearbeiteten Holztür war ein kleines, weiß gestrichenes Kupferdach, neben der Tür zwei Säulen mit Blumentöpfen – genau wie vor dreißig Jahren. Auf einem Kiesbett im Vorgarten standen ein alter Holztisch und zwei Stühle, auf dem Boden Töpfe mit Basilikum und Thymian. Die Sonne schien auf die Hausfront, die runden Fenster und das nach der Renovierung bereits wieder Moos ansetzende Dach, und ich stand ganz still und lauschte, ob die Geräuschkulisse noch dieselbe war wie früher. »Der Bach«, sagte ich, »man hört sogar noch den Bach!«
Karin winkte einem Mann zu, der gerade aus seinem Geländewagen stieg, den er an der Straße gegenüber geparkt hatte.
Er kam zu uns herüber und schüttelte mir die Hand. Er war etwa so alt wie ich und kam mir bekannt vor. Er war drahtig, seine Schläfen begannen grau zu werden, seine Nase war scharf geschnitten.
»Wolf, weißt noch? Meine Eltern haben den Laden im Ort geführt.«
Jetzt fiel es mir ein, er war der Ladenbursche, der vormittags immer beim Einschlichten der Lebensmittel geholfen hatte und manchmal, da waren wir schon älter, ein paar Bier und eine Neue Revue oder ein anderes Schmuddelheftchen aus dem Geschäft abzweigte.
»Oh Gott, natürlich erinnere ich mich an dich«, sagte ich, und fast hätte ich ihn für die Freigiebigkeit seiner Jugend umarmt.
»Ihr bleibt eine Weile?«, fragte er.
»Ein paar Tage, dachten wir.«
»So lange könnt ihr gern hier wohnen, war ja mal dein Haus. Übernimmst dann nur die Reinigung.«
Ich sagte: »Nein, das geht nicht, das ist verrückt. Ich erklär dir, wie das geht, du musst mich wie einen alten Freund behandeln,
auf einen Kaffee einladen, aber nach dem Urlaub eine gesalzene Rechnung schicken, auch über den Kaffee. Das macht man so im Gastgewerbe, ich kenn mich da aus.«
»Siehst, ich weiß so was gar nicht, ich mach das ja nur als Hobby. Komm, ich zeig dir das Haus, wie’s jetzt ist.«
Wir bückten uns und betraten das Vorzimmer durch die niedrige Tür. Er führte mich durch die Räume: die Stube, das kleine Schlafzimmer, das Bad, dann kletterten wir über die schmale Stiege in den zweiten Stock. Die meisten alten Holzmöbel hatte er behalten und aufgearbeitet, Küche und Bad, Böden und Fenster waren neu. Er wies mich auf Materialien hin, sprach über die Dämmung, die Heizung, Herausforderungen bei der Renovierung.
Ich erzählte, wie einfach alles gewesen war, wie es gerochen hatte. Wolf nickte bloß und verschränkte die Arme, und da begriff ich, dass er das alles ja gekannt hatte und wusste, wie es früher gewesen war, aber einfach völlig ohne Nostalgie auf die Zustände von früher zurücksah.
Wieder im Erdgeschoß deutete er auf den großen Holztisch in der Stube, auf den die Sonne den Halbkreis des Fensters nachzeichnete, und sagte: »Ich glaub, das ist ein guter Platz zum Schreiben, vielleicht fällt dir ja was ein.«
Karin fragte ganz unbekümmert: »Trinken wir einen Schnaps?«

242 Seiten Sommer – und Selbstsuche

Kann Mohnkuchen glücklich machen?
Manchmal schon. Schließlich ist Glück kein Dauerzustand, sondern eine Momentaufnahme. Im Leben von Jakob Horak kann deshalb ein Stück Mohnkuchen durchaus ein glücklicher Moment sein,
„Horak am Ende der Welt“ von Jan Kossdorff erzählt die erfundene Geschichte eines Schriftstellers, der mit seinem Buch auf Lesereise ist. Jakob Horak war mal berühmt, hatte gleich mit seinem Debütroman einen Bestseller geschrieben, war gefeierter Star in der Literaturszene Österreichs, und selbst in Deutschland hat Elke Heidenreich die Menschen zum „Lesen!“ seines Romans aufgefordert. Beim zweiten war der Erfolg schon nicht mehr so prickelnd.
Jetzt ist er mit einem neuen Roman und einer neuen Freundin, sehr viel jünger als er, im österreichischen Waldviertel unterwegs, in Heidenholz. Ein Ort, der sich ein bisschen anfühlt wie das Ende der Welt. Früher verlief ganz in der Nähe die Grenze zur Tschechoslowakei. Früher, erzählt Svoboda, ein tschechischer Psychotherapeut, dem Horak beim Entrümpeln hilft, früher haben die Leute gesagt: Wenn die Grenze erst offen ist, reise ich überall hin und esse Ananas. Sie sind nirgendwo hingefahren, und keiner hat Ananas gegessen.
Jakob Horak hat hier im Sommer seine Jugend verbracht, sich das erste Mal verliebt mit allem, was dazugehört. Viele Jahre später weiß er, dass es schwer ist mit der Liebe. Und mit dem Schriftstellerdasein ist es auch nicht leicht. Er schreibt schon ein neues Buch, aber kein Verlag möchte es haben.
Klingt nach Autor in der Lebenskrise und damit erdenschwer. Beim Lesen aber erlebt man genau das Gegenteil. Es sei ein Buch, das ungemein guttut, hat ein Rezensent aus Österreich geschrieben. Das mag daran liegen, dass es so traumtänzerisch daherkommt. Und doch so wahr ist. Dass dieser Horak so liebenswert ist. Und mit Mitte 40 eben auch schon leicht verpeilt. Nicht genau weiß, wo er hinwill mit seinen Büchern. Mit den Frauen, die er mögen könnte. Aber die zu mögen er sich nicht mehr traut.
„Horak am Ende der Welt“ ist ein Roman, der auf 242 Seiten Sommer pur beschreibt. Man riecht die gemähte Wiese, den Regen nach einem Gewitter, hört es zirren und flirren und flimmern, Um die Idylle zu beschreiben, braucht der Autor nicht viele Worte, nichts wird in die Länge gezogen. Er hat einen federleichten Sommerton für seinen Roman gefunden. Erzählt hinreißend und witzig von einem, der auf dem Fahrrad unterwegs ist und nach seiner Zukunft sucht.
„Ehrlich zu sich zu sein ist unbequemer, als sich ständig zurechtzuerfinden. Es bietet aber auch unerwartete Möglichkeiten“, stellt er irgendwann erleichtert fest. Zum Beispiel: überraschend Glück bei einem Stück Mohnkuchen zu spüren. Aus eigener Erfahrung möchte ich ergänzen, dass es mit Pflaumenkuchen auch ganz gut klappt.

Stern, Westermann liest, 30.6.2022



„Ein wunderbarer Roman über das Suchen, das Finden und das Älterwerden. Definitiv mein Lieblingsbuch dieses Jahres!“

Ulla Müller, Bayern 1


„Eine herrlich beschwingte Geschichte über Literaturbetrieb und Liebe.“

Peter Pisa, KURIER


„Ein wunderschönes Buch, extrem liebevoll, ich hab das sehr genossen!“

Johannes Kößler, ORF


Jan Kossdorff: „Das Buch war eine Fahrt ins Blaue“

Autor Jan Kossdorff sprach mit Sophie Kronberger über Erdäpfelpüree, Doppeldeutigkeit und Gelassenheit.
NÖN: Eine Zeit lang haben Sie als Werbetexter gearbeitet. Wie würden Sie Ihren fünften und jüngsten Roman „Horak am Ende der Welt“ möglichst reißerisch beschreiben?
Jan Kossdorff: Keiner liest ihn, keiner liebt ihn: Ein Ex-Bestseller-Superstar erlebt sein persönliches Waterloo und findet sein Glück im Mohnkuchen.
Das Ende der Welt, das ist in dem Roman das nördliche Waldviertel. Was hat Sie veranlasst, als gebürtiger Wiener einen Roman dort anzusiedeln – und ist der Titel nicht ein bisschen frech?
Kossdorff: Die Doppeldeutigkeit ist Absicht, aber mit dem Ende der Welt ist vor allem der Eiserne Vorhang gemeint, der im Roman eine Rolle spielt. Meine Mutter hat mir oft von ihren Kindheitsurlauben bei der Oma an der Grenze nahe Poysdorf erzählt – Plumpsklo, Erdäpfelpüree mit Fettaugen und das reizvoll Verbotene des „Niemandslands“ inklusive. Aus dem Weinviertel in der Realität wurde im Buch das Waldviertel. Daran ist auch das Heidenreichsteiner Festival „Literatur im Nebel“ schuld. Aber abgesehen vom Ort des Geschehens ist der Inhalt des Buches eine Fahrt ins Blaue gewesen – es hat sich einfach so ergeben, so wie eben die Fahrradtour des Protagonisten.
Gibt es Parallelen zwischen Ihnen und dem Horak?
Kossdorff: Ich spekuliere ein bisschen damit, dass die Leser bei der Lektüre überlegen, welche schrulligen Eigenschaften vom Horak meine eigenen sein könnten. Einiges von mir ist schon in dieser Figur drinnen, aber er ist ein ganz anderer Typ, nimmt auch die Ups und Downs des Literaturbetriebs gelassener als ich. Seine große Qualität ist, dass er sich treiben lassen kann. Viel vom Buch ist in den ersten Lockdowns entstanden, da konnte ich mich gut in das Verloren-Sein vom Horak hineinfühlen. Deswegen habe ich auch viel Humorvolles in das Buch reingebracht, um mich selbst aus dieser Gefühlslage herauszuziehen.
Was kommt als Nächstes?
Kossdorff: Zwei Lesungen konnte ich noch vor dem vierten Lockdown abhalten. Im Frühjahr werden noch einige Lesungen folgen, da arbeite ich gerade an Terminen.

Rezension: Eine Lesetour führt den nicht mehr so erfolgreichen Autor und Mittvierziger Horak nach „Heidenholz“, den Ort seiner Kindheit. Daraus wird eine Flucht vor sich selbst und in die Erinnerung. Der Horak hat es schwer, vor allem mit der Liebe und dem Erfolg – und das wird leichtfüßig erzählt. Eine große Stärke des Romans ist der oft unerwartete Humor und die schrägen und liebenswürdigen Figuren, allen voran der tschechische Psychotherapeut Svoboda.
Auch witzig: Die „faule Branche“, also der Literaturbetrieb, wird gehörig aufs Korn genommen. Und Hanf und Mohn kommen auch vor.
Fazit: Ein leichtfüßiger Entwicklungsroman mit liebenswürdigen Figuren, Witz und Charme.

Niederösterreichische Nachrichten, Jänner 2022


Es ist Winter, die Abende lang und das Angebot an Aktivitäten durch Corona und Lockdown begrenzt. Was gibt's da besseres als ein gutes Buch, um sich die Zeit zu vertreiben?
Niederösterreich. Kerzen brennen, ein heißes Häferl Tee steht auf dem Couchtisch und du sitzt eingemummelt in eine dicke Decke auf der Couch. In den Händen ein gutes Buch, das die langen Abendstunden im Dezember verkürzt. Welches Buch du dabei lesen sollst? Wie wär's mit "Horak am Ende der Welt" von Autor Jan Kossdorff?
"Horak am Ende der Welt" handelt von einem Schriftsteller, dem Horak, der ins nördliche Waldviertel an der Grenze zu Tschechien reist. Ein Ort, an dem er seine Kindheit und Jugend verbracht hat. Dort angekommen, beginnt er sein Leben zu rekapitulieren - seine Karriere, sein Bestseller-Debüt & Erfolg, an den er nicht mehr anschließen konnte, seine zerbrochene Ehe und die Beziehung zu seinem Kind. Außerdem begegnet er seiner ersten Liebe Marianne, die nun einen Campingplatz führt und seine Cousine, die einen Kulturverein führt und darunter leidet, dass der Trend zum Nationalismus die Grenzen wieder hochgehen lässt anstatt sie weiter abzubauen.
"Zu der Geschichte mit dem Schriftsteller Horak bin ich dann gekommen, als ich das Festival "Literatur im Nebel" in Heidenreichstein besucht habe. Ich war ganz beeindruckt von der Schönheit der Natur dort und dem Gegensatz aus Weltliteratur und der Abgeschiedenheit der Region. Da ist mir dann die Figur eingefallen", so Autor Jan Kossdorff zur Entstehung des Buches.
"Horak am Ende der Welt" ist bereits das fünfte Werk des Autors Jan Kossdorff. Er selbst sagt über das Buch: "Am Anfang stand das, was mir meine Mutter über Ihre Kindheitssommer bei der Oma am Eisernen Vorhang erzählt hat, das war in der Nähe von Poysdorf im Weinviertel, in den späten Fünfziger Jahren. Die irgendwie bedrohliche Grenze, die aber auch die Fantasie angestachelt hat, was wohl dahinter sei. Das einfache Leben dort mit Klo hinterm Hühnerstall, dem Gänseschiss auf den Straßen, den Frauen, die alle noch Kopftücher trugen. Ich dachte auch an meine eigenen Eindrücke, die ich als Kind/Jugendlicher von der Grenze zum "Ostblock" hatte, die Faszination dieser unbekannten, weggesperrten Welt."

Meinbezirk.at


Jan Kossdorff, erster männlicher Autor im ehemaligen „Ersten Wiener Frauenverlag“ und jetzigen Milena Verlag, legt mit „Horak am Ende der Welt“ ebda. seinen fünften Roman vor und erzählt auf gut 200 Seiten oberflächlich erstaunlich wenig, zwischen den Zeilen dabei aber sehr viel: Die Sinnsuche zieht sich durch Kossdorffs Œuvre, und so ist es auch hier der titelgebende Schriftsteller Jakob Horak, der sich in seinem Lebensmittelpunkt in einer veritablen Sinnkrise befindet und nach einer Lesung im österreichischen Hinterland – wie könnte es auch anders sein: dem Waldviertel – strandet. Wobei: „Strandet“ ist vielleicht der falsche Begriff, vielmehr radelt er ziellos durch das Grenzland zwischen Österreich und Tschechien, das ihm bereits aus seiner Jugend bekannt ist, und trifft dabei auf allerlei Menschen, die ihm auf seinem hürdenreichen Weg zur Selbstverwirklichung nicht immer Antworten, oft aber treffende Gegenfragen stellen. Mit Horak ist Kossdorff jedenfalls ein Paradeexempel der Gattung „Mann“ gelungen, dessen Leidenschaft ihm selbst die größten Leiden schafft.

Oeticket Dez. 2021

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